Mit einem Verlustvortrag kannst du die Kosten, die du in einem Steuerjahr hast, in die nächsten Jahre übertragen und steuerlich geltend machen. Was es dabei zu beachten gibt, erklären wir dir hier.
Bitte beachte, dass die Feststellung des Verlustvortrages in unserer App aktuell nicht möglich ist. Unsere Teams arbeiten bereits daran. Der tatsächliche Entwicklungsaufwand lässt sich jedoch schwer einschätzen.
Übrigens: Verlustvorträge können sich auch aus speziellen Einkunftsarten wie Kapitalerträgen oder privaten Veräußerungsgeschäften ergeben. In diesem Fall können die Verluste nur mit der jeweils gleichen Art der Einkünfte verrechnet werden.
In diesem Artikel widmen wir uns nur dem generellen Verlustvortrag aus hohen Werbungskosten, die ohne Einschränkung mit positiven Einkünften verrechnet werden können.
Inhalt:
- Verlustvortrag: so funktioniert's
- Beispiel: Verlustvortrag erklärt
- Verlustvortrag für Studierende
- Verlust rückwirkend feststellen
- Was ist ein Verlustrücktrag?
- Verlustvorträge bei Abgabe mehrerer Steuererklärungen
Verlustvortrag: so funktioniert's
Einen Verlust machst du, wenn deine jährlichen Werbungskosten deine Einnahmen übersteigen oder du gar kein steuerpflichtiges Einkommen hast. Diese Kosten kannst du im kommenden Jahr über einen Verlustvortrag steuerlich geltend machen.
Stellt das Finanzamt einen Verlustvortrag fest, erhältst du darüber einen Bescheid (“Bescheid über die gesonderte Feststellung des verbleibenden Verlustvortrags”). Die darin festgestellten Verluste kannst du dann im Folgejahr in deiner Steuererklärung angeben und so deine Steuerlast senken.
Einen Verlustvortrag bekommst du also nicht vom Finanzamt ausbezahlt, sondern dieser wird in den nächsten Jahren bei deiner Steuerberechnung berücksichtigt. Das Finanzamt merkt sich, vereinfacht gesagt, die Höhe des Verlustvortrags und zieht diesen bei der nächsten Steuererklärung von den Einkünften ab. Auf diese Weise reduziert sich dein zu versteuerndes Einkommen und du kannst mit einer höheren Steuererstattung rechnen - vorausgesetzt, du hast in dem Jahr Lohnsteuer gezahlt.
In unserem Erklärvideo erläutern wir das Prinzip auf leicht verständliche Art und Weise:
Beispiel: Verlustvortrag erklärt
Tina hatte im Jahr 2020 keine Einnahmen, aber Werbungskosten in Höhe von 1.500 Euro. Sie überträgt diese Ausgaben als Verlust in das nächste Jahr und erhält deswegen vom Finanzamt einen Bescheid über den verbleibenden Verlustvortrag von 1.500 Euro.
Im Jahr 2021 hat Tina mehr Einnahmen als Ausgaben. Der Verlust von 1.500 Euro aus dem Vorjahr wird nun von ihren Einkünften abgezogen. Damit verringert sich ihr zu versteuerndes Einkommen in 2021 und sie muss weniger Einkommensteuer zahlen.
2020 | 2021 | |
Einnahmen | 0 | 5.000 |
Ausgaben | 1.500 | 1.000 |
Einkünfte | - 1.500 | 4.000 |
Verlust aus Vorjahr | - 1.500 | |
Einkommen | 0 | 2.500 |
Könnte Tina den Verlust auch im Jahr 2021 nicht berücksichtigen, weil sie beispielsweise wieder mehr Ausgaben als Einnahmen hatte, dann würde für das Jahr 2021 erneut ein Verlust festgestellt und in das Jahr 2022 vorgetragen werden.
Verlustvortrag für Studierende
Studierende haben während ihrer Studienzeit oft höhere Ausgaben als Einnahmen und machen so einen Verlust. Durch einen Verlustvortrag können sie diese Kosten später beim Berufseinstieg geltend machen. Dank dieser Verluste mindern sie das zu versteuernde Einkommen. Die Verrechnung senkt den Steuersatz, wodurch weniger Steuern fällig sind, d.h die Steuerlast wird gesenkt. Das wiederum kann sich positiv auf das Ergebnis der Steuererklärung auswirken.
Dabei muss allerdings zwischen Erstausbildung und Zweitausbildung unterschieden werden. Denn Ausgaben für die Erstausbildung gelten nicht als Werbungskosten, sondern als Sonderausgaben, die nicht als Verluste geltend gemacht werden können. Sonderausgaben wirken sich also steuerlich nur im selben Jahr aus, in dem man sie hatte, und auch nur dann, wenn steuerpflichtige Einkünfte bestanden.
Von einem Verlust können also in der Regel nur Studierende in einer Zweitausbildung profitieren - denn nur dann können die Ausgaben als Werbungskosten angesetzt werden.
Den Unterschied zwischen Erst- und Zweitausbildung erläutern wir genauer in diesem Artikel.
Verlust rückwirkend feststellen
Einen Verlustvortrag kannst du im Rahmen deiner Einkommensteuererklärung grundsätzlich bis zu vier Jahre rückwirkend beantragen.
Falls du aber für das betreffende Steuerjahr noch keine Steuererklärung abgegeben hast und somit noch kein Steuerbescheid vorliegt, kannst du einen Verlust sogar rückwirkend für bis zu sieben Jahre feststellen lassen.
Bitte beachte, dass du mit Taxfix einen Verlust nicht separat feststellen lassen kannst, sondern nur mit deiner Steuererklärung, also rückwirkend nur für die letzten vier Jahre. Wenn du für vorherige Jahre einen Verlustvortrag beantragen möchtest, kannst du dies beispielsweise über ELSTER tun.
Was ist ein Verlustrücktrag?
Neben dem Verlustvortrag gibt es auch einen sogenannten Verlustrücktrag.
Der Verlustrücktrag entspricht dem Verlustvortrag, wobei der Verlust allerdings dem Jahr zuvor angerechnet und die Steuerlast rückwirkend neu berechnet wird. Ab dem Jahr 2022 können die Verluste mit den Gewinnen der beiden unmittelbar vorausgehenden Jahre verrechnet werden. Das kann zu einer Steuererstattung führen.
Ein Verlustrücktrag ist eher selten. Sollte dein Finanzamt in deinem Steuerbescheid einen solchen Rücktrag feststellen, hast du die Möglichkeit, anstelle dessen einen Verlustvortrag zu beantragen, wenn dir das günstiger erscheint. Dies ist innerhalb der Einspruchsfrist möglich.