Sobald das Finanzamt deine Steuererklärung fertig bearbeitet hat, erhältst du deinen Steuerbescheid. Auf dem Bescheid findest du Informationen zur genauen Berechnung und zur Höhe deiner Einkommensteuer. Außerdem wird dir mitgeteilt, ob du eine Steuererstattung erhältst oder ob du Steuern nachzahlen musst.
Den Steuerbescheid solltest du in jedem Fall gründlich prüfen. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Berechnung des Finanzamts von deinen Erwartungen und der Berechnung der Taxfix-App abweicht. Unter Umständen kannst du im Anschluss einen Einspruch gegen den Bescheid einlegen.
Wie du deinen Bescheid prüfst, erläutern wir dir im Folgenden anhand eines Beispiels.
Wie ist ein Steuerbescheid aufgebaut?
Ein Steuerbescheid ist grundsätzlich immer gleich aufgebaut und besteht aus:
- Einer Zusammenfassung mit dem entsprechenden Ergebnis (“Festsetzung”, Seite 1)
- Einer detaillierten Berechnung (ab Seite 2)
- Einer Erläuterung zur Berechnung sowie Ausführungen, wo und warum gegebenenfalls von den Angaben in der Steuererklärung abgewichen wurde
- Einer Rechtsbehelfsbelehrung
Anhand eines Beispiel-Bescheids erläutern wir hier die einzelnen Punkte und erklären dir, wie die Angaben und Formulierungen des Finanzamtes zu verstehen sind. Dabei stellen wir die Berechnung des Finanzamts der Darstellung in der Taxfix-App gegenüber, damit du die Angaben Schritt für Schritt miteinander vergleichen und Abweichungen erkennen kannst.
In unserem Beispiel wurde eine gemeinsame Veranlagung für ein Ehepaar durchgeführt. Der grundsätzliche Aufbau des Steuerbescheids unterscheidet sich aber nicht von einer Einzelveranlagung, also einem Bescheid für eine Einzelperson.
Bitte beachte: Da sich eine Steuererklärung immer nach den individuellen Gegebenheiten richtet, kann dein Steuerbescheid in einzelnen Punkten von unserem Beispiel abweichen.
Steuerbescheid Seite 1: Festsetzung
1. Deine persönlichen Daten
Links oben auf der ersten Seite deines Steuerbescheids findest du deine persönlichen Daten wie Adresse, Steueridentifikationsnummer und Steuernummer. Die Steuernummer muss bei Rückfragen und bei einem Einspruch stets angegeben werden.
Bitte beachte, dass sich, im Gegensatz zur Identifikationsnummer, die Steuernummer ändert, wenn du heiratest oder umziehst und dadurch ein anderes Finanzamt für dich zuständig ist.
2. Bescheid Information
Weitere Informationen zu deinem Bescheid zeigt die rechte Seite. Dort erfährst du, welches Finanzamt für dich zuständig ist und unter welcher Adresse und Telefonnummer du dein Finanzamt erreichen kannst.
Besonders wichtig ist das Datum oben rechts, denn du hast nur eine Einspruchsfrist von einem Monat. Falls du einen Fehler in deinem Bescheid findest oder fehlende Belege einreichen möchtest, kannst du das nur bis zum Ende der Frist tun.
Unser Beispiel-Steuerbescheid wurde am 29.04.2022 erstellt und verschickt. Nach 3 Tagen gilt der Bescheid als zugestellt, somit beginnt die Frist am 02.05.2022 und endet am 02.06.2022.
3. Festsetzung: Berechnung der Steuerhöhe
Die Steuerfestsetzung beginnt in unserem Beispiel mit einem Vorläufigkeitsvermerk: hier steht, dass der Bescheid “teilweise vorläufig” ist. Das bedeutet lediglich, dass bestimmte Punkte im Steuerbescheid noch nicht endgültig sind und durch entsprechende Rechtsprechung geändert werden können. Gegen diese Punkte musst du keinen Einspruch einlegen. Du bekommst bei Änderungen einen Änderungsbescheid und erhältst, falls zutreffend, zu viel gezahlte Steuern zurück.
In der Tabelle siehst du, wie die Höhe der Steuer berechnet wird.
Die erste Zeile “Festgesetzt werden” zeigt die Höhe der Einkommensteuer, gegebenenfalls Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer, die das Finanzamt berechnet hat.
In der nächsten Zeile “ab Steuerabzug vom Lohn” steht die Höhe der Beiträge, die bereits durch deinen Arbeitgeber an das Finanzamt abgeführt wurden. Diese werden dem festgesetzten Betrag gegengerechnet. Die Differenz findest du in der Zeile “verbleibende Steuer”.
4. Verspätungszuschlag
Ein Verspätungszuschlag wird festgesetzt, wenn du zur Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet bist und deine Steuererklärung nicht fristgerecht abgegeben hast. Die Frist ist überschritten, wenn die Steuererklärung nicht innerhalb von 14 Monaten nach Ablauf des Kalenderjahres eingereicht wurde. Die Höhe des Verspätungszuschlages beträgt 0,25 % der festgesetzten Steuer pro versäumtem Monat, mindestens aber 25 Euro pro versäumtem Monat.
Verspätungszuschläge werden von der Taxfix-App nicht berechnet. Dadurch kann es passieren, dass die Berechnung unserer App von der Berechnung des Finanzamtes abweicht.
5. Erstattung oder Nachzahlung
Ob das Finanzamt dir Geld überweist oder du dem Finanzamt Geld schuldest, siehst du in den letzten Zeilen der Tabelle. Dort steht im Falle einer Erstattung “mithin sind zu viel entrichtet”, im Falle einer Nachzahlung hingegen “mithin sind zu wenig entrichtet” und der Zusatz “Bitte zahlen sie spätestens am (Datum)”. Im Satz unter der Tabelle findest du den Gesamtbetrag der Erstattung bzw. Nachzahlung.
Bei einer Erstattung wird dir das Geld automatisch auf das von dir in der Steuererklärung angegebene Konto überwiesen.
Eine Nachzahlung musst du selbstständig überweisen. Beachte, dass bei einer Zahlung nach dem Fälligkeitsdatum ein Säumniszuschlag anfällt. Die Informationen zur Kontonummer des Finanzamtes findest du im Brieffuß der ersten Seite bzw. unter Punkt 6 auf unserem Beispiel-Bescheid.
Gib im Verwendungszweck der Überweisung folgendes an:
- Deine Steuernummer
- Die Abgabeart (“ESt” für Einkommensteuer)
- Den Zeitraum/das Steuerjahr
Beispiel Verwendungszweck:
Steuernummer: 123/456/789, ESt 2021
Berechnung der Steuer
Nach der Festsetzung deiner Steuer auf Seite 1 des Steuerbescheids werden die Besteuerungsgrundlagen und die Berechnung der Steuer aufgeführt (Punkte 7.1 bis 13).
Hier werden deine einzelnen Einkünfte und Aufwendungen aufgelistet, wodurch es dir ermöglicht wird, die Berechnung deiner Steuer im Detail nachzuvollziehen. Du kannst die Daten im Steuerbescheid ganz einfach und Punkt für Punkt mit den Angaben in der Taxfix-Berechnung abgleichen und so mögliche Abweichungen erkennen.
Abschließend wird die Festsetzung deiner Steuer erläutert (Punkt 14). Diese Erläuterungen solltest du gut durchlesen. Dein Sachbearbeiter geht hier noch einmal auf deine individuelle Besteuerung ein und erklärt gegebenenfalls, weshalb bestimmte Kosten nicht berücksichtigt wurden.
Steuerbescheid:
Berechnung in der App:
7. Einkünfte
Unter der Festsetzung der Steuer findest du deine Einkünfte, die du im Steuerjahr erzielt hast. Diese stehen entweder bereits auf der 1. Seite (unten) oder auf der 2. Seite deines Steuerbescheids.
7.1 Einkünfte aus selbständiger Arbeit
Wenn du (oder dein Partner) Einkünfte aus selbständiger Arbeit hattest, kann das der
Grund für eine Abweichung von der Taxfix-App sein, da Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit in der Taxfix-App nicht angegeben werden können. Aus diesem Grund findest du auch keine Angaben zu selbständiger Arbeit in der Taxfix-Berechnung.
In unserem Beispiel hatte die Ehefrau Einkünfte aus selbständiger Arbeit, die im Steuerbescheid aufgeführt sind, in der Taxfix-App jedoch nicht angegeben werden konnten. Das hat eine Abweichung im Endergebnis zur Folge.
7.2 Bruttolohn
Überprüfe im ersten Schritt deinen Bruttolohn und gegebenenfalls den deines Partners. Vergleiche die Beträge auf dem Bescheid vom Finanzamt mit den Angaben in der App. Während die Berechnung der Taxfix-App auf deinen persönlichen Angaben basiert, erhält das Finanzamt die Informationen automatisch von deinem Arbeitgeber. Daher ist es wichtig, dass immer alle steuerpflichtigen Einkünfte des Kalenderjahres korrekt in der App eingeben werden. Dies können zum Beispiel weitere Bruttoarbeitslöhne von anderen Arbeitgebern sein.
7.3 Renten
Auch ausgezahlte Renten werden elektronisch von dem Rentenversicherungsträger an das Finanzamt übermittelt. In der Taxfix-App kannst du sie manuell erfassen.
In unserem Beispiel-Bescheid wurde eine Rente in Höhe von 1.786 Euro vom Finanzamt berücksichtigt. In der Taxfix-App wurde hingegen keine Rente angegeben. Deswegen zeigt der Bescheid eine höhere Nachzahlung an, als ursprünglich von der App berechnet wurde.
8. Werbungskosten
Hier findest du die Kosten, die dir durch die Arbeit entstanden sind.
Zu den Werbungskosten zählen:
- Fahrtkosten zur Arbeit
- Aufwendungen für einen doppelten Haushalt
- Kosten für ein separates Arbeitszimmer/Home office
- Beiträge zu Berufsverbänden
- Aufwendungen für Arbeitsmittel
- Fortbildungskosten
- Dienstreisen
- Aufwendungen für übrige Werbungskosten
Klicke in der Taxfix-Berechnung auf den Pfeil neben dem Stichpunkt "Werbungskosten", um die einzelnen Posten zu sehen. In deinem Steuerbescheid werden nur diejenigen Kosten angezeigt, die berücksichtigt wurden.
Falls Kosten vom Finanzamt nicht oder nur zum Teil anerkannt wurden, findest du in den Erläuterungen des Steuerbescheids (Punkt 14) die Begründung dazu und was anerkannt bzw. nicht anerkannt wurde.
In unserem Beispiel-Bescheid liegen die Kosten der Ehefrau bei 126 Euro, deswegen wird für die Ehefrau der 1.000 Euro Arbeitnehmer-Pauschbetrag (Werbungskostenpauschale) angesetzt.
Vergleichst du die Kosten des Ehemanns mit der Taxfix-Berechnung, erkennst du, dass alle Kosten vom Finanzamt wie in der App angegeben berücksichtigt wurden.
Steuerbescheid:
Berechnung in der App:
9. Versicherungen
Beiträge zur Rentenversicherung und Rürup-Verträge gehören zu den Altersvorsorgeaufwendungen. Kranken- und Pflegeversicherungen zählen zu den Vorsorgeaufwendungen. Auch Arbeitslosen-, Kfz-Haftpflicht-, Haftpflicht- und Unfallversicherungen werden unter bestimmten Voraussetzungen berücksichtigt. Diese Versicherungen können als beschränkt abziehbare Sonderausgaben von der Steuer abgesetzt werden.
Wenn deine Beiträge zur Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung in deiner Lohnsteuerbescheinigung stehen, werden die Daten direkt von deinem Arbeitgeber an das Finanzamt übermittelt.
In der Taxfix-Berechnung werden deine Aufwendungen als "Abziehbare Versicherungsbeiträge" angezeigt. In deinem Steuerbescheid siehst du die detaillierte Berechnung der Versicherungen unter dem Stichpunkt "beschränkt abziehbare Sonderausgaben". Den dort aufgeführten Gesamtbetrag kannst du mit der Summe in der Taxfix-App abgleichen.
In unserem Beispiel-Bescheid stimmen die abziehbaren Versicherungsbeiträge mit der Berechnung der Taxfix-App überein und belaufen sich auf insgesamt rund 11.488 Euro
10. Kirchensteuer und Spenden
Auch gezahlte Kirchensteuer und Spenden können von der Steuer abgesetzt werden. Die Beträge findest du auf deinem Steuerbescheid bei den "unbeschränkt abziehbaren Sonderausgaben". In der Taxfix-Berechnung sind sie Teil der "Sonstigen abzugsfähigen Sonderausgaben".
In unserem Beispiel werden 396 Euro für Spenden und Kirchensteuer berücksichtigt. In der Taxfix-Berechnung ist diese Gesamtsumme bei "Sonstige abzugsfähige Sonderausgaben" angeführt. Darunter sind noch einmal “Spenden und Beiträge” in Höhe von 140 Euro aufgelistet. Diese sind allerdings bereits in der Summe von 396 Euro berücksichtigt. Die separate Angabe dient lediglich als zusätzliche Information.
11. Außergewöhnliche Belastungen
Hattest du beispielsweise Krankheitskosten im Steuerjahr, kannst du sie als außergewöhnliche Belastung geltend machen. Es hat allerdings nur der Teil der Kosten eine Auswirkung auf die Steuerberechnung, der die Höhe der zumutbaren Belastung übersteigt.
In unserem Beispiel liegt die zumutbare Belastung bei 2.279 Euro. Die Krankheitskosten beliefen sich auf 827 Euro. Da also die Kosten unter 2.279 Euro liegen, haben sie keine Auswirkung auf die Steuer. Demnach werden sowohl im Bescheid als auch in der Taxfix-App 0 Euro berücksichtigt.
Steuerbescheid:
Berechnung in der App:
12. Kapitalerträge
Wenn du Kapitalerträge hattest, werden diese ebenfalls im Steuerbescheid aufgeführt. Auf sie fällt die Abgeltungsteuer an. Bei inländischen Kapitalerträgen wie Dividendenzahlungen, Kursgewinnen bei Aktienverkauf und Zinsen wird diese Steuer automatisch durch die depotführende Bank abgeführt. Dabei kannst du den Sparer-Pauschbetrag entweder durch die Steuererklärung nutzen oder durch einen Freistellungsauftrag bei deiner Bank in Anspruch nehmen.
In unserem Beispiel findest du die Aufstellung der Kapitalerträge unter Punkt 12 auf Seite 3 und die Höhe der Steuer auf Seite 4 unter “zu versteuern nach § 32 d Abs. 1 EStG”.
Im Erläuterungstext steht, dass es sich hierbei um Erstattungszinsen vom Finanzamt handelt. Diese müssen stets im Jahr des Zuflusses angegeben und versteuert werden.
Wichtig ist, dass du Erstattungszinsen vom Finanzamt auch dann in der Steuererklärung angibst, auch wenn sie unter dem Sparer-Pauschbetrag liegen. Bitte beachte die entsprechenden Beträge zum jeweiligen Steuerjahr:
- bis 2022: 801 Euro für Ledige bzw. 1.602 Euro bei verheirateten Paaren.
- ab 2023: 1.000 Euro für Ledige bzw. 2.000 Euro bei verheirateten Paaren.
Wenn du die Zinsen in der Steuererklärung nicht selbständig einträgst, berücksichtigt das Finanzamt den Sparer-Pauschbetrag nicht und berechnet die Abgeltungsteuer auf den vollen Betrag.
In unserem Beispiel ist dies der Fall. Die Erstattungszinsen wurden in der Taxfix-App nicht angegeben und die Berechnung zeigt eine Steuer auf Kapitalerträge von 0 Euro. Da die Zinsen in der App nicht erfasst wurden, fiel jedoch beim Finanzamt die volle Abgeltungsteuer an. Das führt somit zu einer Abweichung im Endergebnis.
13. Lohnersatzleistungen / Einkommensersatzleistungen
Wurden dir Leistungen wie zum Beispiel Krankengeld, Mutterschaftsgeld oder Kurzarbeitergeld im Steuerjahr gezahlt, hast du Einkünfte unter Progressionsvorbehalt erhalten: Diese Einkommensersatzleistungen sind zwar nicht steuerpflichtig, werden aber bei der Ermittlung des anzuwendenden Steuersatzes wie steuerpflichtiges Einkommen behandelt.
In der Übersicht der Taxfix-App wird die Höhe dieser Leistungen nicht explizit aufgeführt, sie fließt aber in die Berechnung ein.
Wenn sich die Steuer-Berechnung des Finanzamts von der Berechnung der Taxfix-App unterscheidet, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass Einkommensersatzleistungen nicht oder nur zum Teil in der App angegeben wurden. Das Finanzamt erhält Informationen zu bezogenen Leistungen automatisch von der auszahlenden Stelle.
In unserem Beispiel wurden Einkommensersatzleistungen berücksichtigt. Das erkennst du im Bescheid unter dem Punkt "Berechnung der Steuer" an den Worten “zu versteuern mit Progressionsvorbehalt”. Die Höhe der erhaltenen Leistung findest du in der “Erläuterung zur Festsetzung” am Ende des Bescheids.
14. Erläuterung zur Festsetzung
Die Erläuterungen im Steuerbescheid erleichtern in vielen Fällen die Prüfung des Steuerbescheids. Auch der Einspruch gegen den Steuerbescheid kann dadurch einfacher erfolgen. Hier findest du zum Beispiel Begründungen dafür, weshalb die Finanzbeamten bestimmte Posten deiner Werbungskosten oder Sonderausgaben nicht anerkannt oder gekürzt haben. Oft fehlen einfach nur bestimmte Belege oder Nachweise, die du innerhalb der Einspruchsfrist nachreichen kannst.
Rechtsbehelfsbelehrung
Die letzte Seite deines Bescheids ist die Rechtsbehelfsbelehrung. Hier wirst du darüber aufgeklärt, dass du gegen den Bescheid Einspruch einlegen kannst.